Das Treffen des Pauluschores am Montagabend des 8. Januar war schon deshalb ungewöhnlich, weil Chorproben sonst immer nur donnerstags stattfanden. Aber richtig auffällig an diesem Abend war die permanente Unruhe unter allen Anwesenden. Irgendwie schien heute alles anders zu sein. Tische und Stühle standen gemütlich angeordnet für eine spätere Kommunikation. Hier und dort wurde getuschelt, Sängerinnen und Sänger kritzelten zwischendurch geheimnisvoll auf Kärtchen, die Michaela Leik-Wilczek vorher ausgeteilt hatte. Und zu Beginn war Brigitte Stumpf-Gieselmann, die Chorleiterin, sogar auf den Flur verbannt worden, denn es gab Dinge zu besprechen, die sie jetzt noch nicht hören sollte. Diesen Abend hatten einige Chormitglieder sorgfältig organisiert, denn er bedeutete für alle eine Gelegenheit zum Abschied von ihrer langjährigen, ungemein beliebten Chorleiterin, die sich nach 13 Jahren Chorleitung des evangelischen Kirchenchores in Freckenhorst einer neuen Aufgabe in Münster stellen wollte. Und so war die Situation im Gemeindehaus ähnlich der einer Schulklasse, deren geliebte Lehrerin die Schule verlassen wird.
Nachdem die Lieder für das Treffen mit dem Hoetmarer Lambertuschor geübt und gefestigt worden waren, zwischendurch am Klavier begleitet von der zukünftigen Dirigentin des Pauluschores, Birgit Kreuz, begann der „gefühlt“ wesentliche Teil des Abends. Die Sitzplätze wurden gewechselt, Getränke und Riesenbrezel aufgetischt und jeder besorgte sich möglichst unauffällig eine Rose aus dem großen Topf, der bis dahin sorgfältig verborgen unter einem Tisch gestanden hatte. Und nun konnten auch die Kärtchen mit den Worten und Wünschen für Brigitte Stumpf-G. mehr oder weniger unauffällig von jedem an seiner Rose befestigt und damit zum Verschenken vorbereitet werden. Anschließend baten Marlis Jung und Klaus Ring um Aufmerksamkeit und eröffneten mit einer musikalischen Darbietung aus Gesang und Klavierspiel den privaten Teil des Abends.
Michaela Leik-Wilczek übernahm es, im Namen des Pauluschores Worte des Abschieds an „unsere“ Brigitte zu richten und gab danach den Auftakt zum Gesang. Renate Schleisiek und Sigrid Metzner hatten nämlich zur Situation passende Texte für zwei bekannte Melodien verfasst. Und als anschließend Cornelia Huth als Abschiedsgeschenk ein kleines Fotobuch überreichte, zu dem der eine oder andere der Anwesenden mit Fotos aus der Chorvergangenheit beigetragen hatte, hielt es die so Geehrte nicht mehr auf ihrem Platz. Temperamentvoll wie es ihre Art ist, sprang sie auf und wandte sich an „ihren“ Chor. Sie erzählte von ihren Gedanken zu diesem Abend und sprach über ihr gutes Verhältnis zu allen Mitgliedern des Pauluschores. Großes Vertrauen, Freude, gegenseitiges Verstehen, Chorgröße (von 18 auf über 40 Mitglieder) und interessante Ereignisse, das waren dabei ihre Schlagworte mit Erinnerungen nicht nur an „Argula“, sondern an mehrere erfolgreiche Projekte aus dem Chorleben. Damit auch sie eine Chance habe, in unserer Erinnerung zu bleiben, verteilte sie aus ihrem Korb an jeden Anwesenden eine Blumenzwiebel mit einem hoffnungsvollen Keim. Und dann endlich gab es die Gelegenheit, mit persönlichen Worten, einer liebevollen Umarmung und natürlich mit der Rose Brigitte Stumpf-Gieselmann Aufwiedersehen zu sagen.
Nun findet zwar am Sonntag, 14. Januar, der letzte gemeinsame Auftritt noch statt, aber dennoch bedeutete dieser Abend schon, dass jedem unzweifelhaft klar wurde, hier geht etwas Wunderbares zu Ende.
Dir, liebe Brigitte, wünscht „dein“ Pauluschor einen guten Start beim Chor „Gaudeamus“ in Münster und viel Freude bei deiner neuen Arbeit!