Die Sahne im grünweiß-karierten Outfit, die so gut schmeckt, die schnell steif wird und mit der meine Torte so gut ihre Form behält, sie hatte mich schon lange neugierig gemacht: Wie mag es auf dem Bauernhof aussehen, auf dem diese Sahne produziert wird? Sind die Kühe dort, die solche Milch geben, vielleicht glückliche Tiere???
Nun weiß ich es endlich! Und die Frauen der Frauenhilfe Freckenhorst sowie Pastor Döhner und einige interessierte Männer, die am 27. März dieses Jahres an der Besichtigung des Hofes FOCKENBROCK teilnahmen, wissen es jetzt auch.
Auf Privatwagen verteilt, landeten alle Interessierten nach kurzer Fahrt vor einem sehr alten (1337) gepflegten Bauernhaus in roter Backsteinoptik am Stadtrand von Telgte. Der Eigentümer, Herr Fockenbrock, erwartete die Gruppe bereits zu einer kleinen Führung. Mit lebendigen Worten berichtete er, dass dieser Hof schon in der 18. Generation im eigenen Besitz sei. Er werde heute von seiner Familie als Milchviehbetrieb mit 85 Kühen und eigener Jungvieh-Aufzucht geführt. Es sei allerdings kein Streichelzoo, sondern ein moderner Wirtschaftsbetrieb, der Profit abwerfen müsse! Aber im Vordergrund stehe, möglichst nachhaltig zu produzieren. Futter ohne Gentechnik, Heu u.a. aus Naturschutzflächen, Kühe im Freilaufstall, eine eigene Hofmolkerei, die mit Solarthermie den CO2 Ausstoß verringert – viel Positives, was bei der Herstellung von Qualitätsprodukten wie echter Frischmilch, diverser frischer Joghurts und eben der ausgezeichneten Sahne berücksichtigt wird. Dabei verzichtet man übrigens auf den üblichen Carrageenzusatz bei Sahne!
Gute Technik ist meistens ein immenser Kostenfaktor, so auch hier auf dem Bauernhof. Aber zugleich ist diese eine spürbare Hilfe und Voraussetzung für die Bewirtschaftung eines großen Betriebes ausschließlich mit Familienmitgliedern! Der Einblick für interessierte Besucher von einer Art Empore in den großen Freilaufstall der Rinder zeigt z.B. die voll automatisierte Melkanlage. Die Kühe finden sich einzeln nacheinander dort ein, die Saugröhren legen sich automatisch um die Zitzen und saugen die Milch ab. Die gemolkene Kuh verlässt den Stand und die nächste tritt selbstständig heran. An anderer Stelle steht ein erdschieberähnlicher Reinigungsroboter, der den extra rutschfest belegten Stallboden von den glitschigen Hinterlassenschaften der Tiere selbsttätig reinigt. Der „natürliche Duft“ ist hier die einzige Erinnerung an den Kuhstall früherer Zeiten. „Ein Bauer ist heutzutage der Geschäftsführer eines Unternehmens, der vielleicht sogar studiert hat, sich auf jeden Fall aber spezialisieren und sehr viel arbeiten muss, um wirtschaftlich zu überleben“, lautet die schonungslose Aussage von Herrn Fockenbrock. Und die wenige Tage alten Kälbchen, einzeln in engen Boxen ohne die Mutterkuh, und die etwas älteren in kaum breiteren, unterstreichen seine Worte. Doch keine „glückliche Milch“ hier. Ade du Idylle vergangener Zeiten! Der Fortschritt fordert seinen Tribut.
Nach einer Stunde und vielem Hören und Schauen ging in der „Guten Stube“ bei Kaffee, Kuchen und lebhaften Gesprächen ein aufschlussreicher Bauernhofbesuch zu Ende. Die Meinungen der Teilnehmer über das heutige Leben als Bauer reichten dabei von „… wäre so nichts für mich!“ bis zu „… Arbeit ohne Ende, aber auch sehr zufriedenstellend!“ Wie beruhigend für uns Verbraucher, dass die Kinder des Ehepaares Fockenbrock schon die berufliche Ausbildung/ein Studium eingeschlagen haben, um eines Tages die 19. Generation auf dem Hof bilden zu können!