Kleine Andacht für den Sonntag Quasimodogeniti, den 19. April 2020

Kleine Andacht für den Sonntag Quasimodogeniti, den 19. April 2020

Zünden Sie eine kleine Kerze an!

Votum
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
“Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige Gott.“ (Psalm 111,4)

Psalm 116

Sei nun wieder zufrieden, meine Seele; denn der HERR tut dir Gutes. Denn du hast meine Seele vom Tode errettet, mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten. Ich werde wandeln vor dem HERRN im Lande der Lebendigen. Wie soll ich dem HERRN vergelten all seine Wohltat, die er an mir tut? Ich will den Kelch des Heils erheben und des HERRN Namen anrufen. 

Lied

EG 302,1-3: Du meine Seele, singe

Andacht

Zur Zeiten des Vietnamkrieges sollte der Boxer Muhammed Ali seinen Militärdienst leisten; er verweigerte ihn, weil er mit diesem Krieg nicht einverstanden war. Dafür kam er ins Gefängnis. Als er aus dem Gefängnis herauskam, wollte er seine Boxfähigkeiten in einem Schaukampf testen. 1970 trat er in Atlanta gegen drei junge, unbekannte Profis an. Während dieses Kampfes wurde er schnell müde und versuchte, sich so zu schonen. Und die Zuschauer wurden unruhig. Zwischen den Runden fragte ihn sein Trainer: „Was ist denn los?“ Ali erwiderte: „Ich bin müde“. Der Trainer schaute ihm tief in die Augen und redete eindringlich auf ihn ein: „Du bist müde? Wir haben nicht dreieinhalb Jahre auf diesen Abend gewartet, damit du müde bist! Das sind dieselben Leute da draußen, die dir zugejubelt haben, als wärest du der verlorene Sohn, der heimkehrt.“ Ali sagte dazu: „Was erwarten die denn von mir? Dies ist doch nur ein Schaukampf.“ Der Trainer ging an das Ohr des Boxers und sagte laut: „Dies ist kein Schaukampf! Dies ist die Auferstehung! Gott hat eine Auferstehung befohlen! Die Leute da draußen holen dich ins Leben zurück. Reiß dich zusammen! Angenommen, Gott hätte Jesus auferweckt und die Leute hätten ihn schwach und müde und mit weichen Knien da rumstehen sehen, ohne Saft, ohne Kraft. Er hätte ihn sicherlich ins Grab zurückgeschickt. Und du darfst nicht schwach sein, weil sie nicht schwach sind.“

So ganz unbekannt ist uns die Situation nicht: auch wir sind müde von den Einschränkungen. Wir merken, wie sie uns beeinflussen. Und das nagt. Es nagt an uns, an anderen. Viele werden unruhig. Und wir scharren mit den Hufen, bis das „normale“ Leben wieder losgeht. Aber die Situation ist die, die sie leider ist. Wir müssen warten.

Auch wenn dieses Warten lästig ist, so liegt in ihr eine Kraft, wie es der Prophet Jesaja kannte, als er schrieb: „Die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“ (Jesaja 40,31) – Jesaja forderte seine Leser dazu auf, auf Gott zu warten. Aber – wie ein Theologe schrieb: Warten macht uns stark; wir sind stärker, wenn wir warten, als wenn wir schon jetzt besitzen würden.

Es gibt einen Psychiater, der ein Buch schrieb mit dem Titel: „Der Weg, der seltener gegangen wird.“ Er schrieb dieses Buch, weil er Menschen helfen wollte, einen Sinn in ihrem Leben zu finden. Als er das Buch anfing, war er kein gläubiger Mensch. Als er das Buch fertig hatte, konnte er glauben. Er wurde Christ, weil er merkte, dass das Leben keinen Sinn hat, wenn die erlebbare Wirklichkeit die einzige Wirklichkeit sein sollte. Er wurde Christ, „als er die Fragezeichen in seiner Seele“ ernst nahm, als er merkte, dass Lebenssinn von etwas abhängt, was größer ist als das, was wir erleben können. Mit anderen Worten: er erkannte, dass Glaube ein Warten auf Gott ist, ein Warten auf die Offenbarung einer verborgenen Wirklichkeit. Und dieses Warten ist eine Stärke, und vor allem eine Stärke, wenn wir sie gemeinsam teilen.

Lied

EG 116,1+4: Er ist erstanden, Halleluja

Vaterunser
Lasst uns all unsere Hoffnungen, Träume, Ängste und Sehnsüchte in das eine Gebet legen, das Jesus Christus uns gelehrt hat:          

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen
Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
Amen.